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24. Juli 2023 geschrieben von Roland

Kleiner Hund

Vor vielen Jahren sehnte sich der Nachwuchs, damals noch klein, sehr nach einem kleinen Gefährten. Das Ziel der Begierde war ein Hund.

Meine Position dazu war damals ganz klar: Am Ende und dieses Ende beginnt nach zwei, drei Tagen - so meine Theorie - muss ich mich selbst um den Hund kümmern und dazu hatte ich gar keine Zeit.

Doch es kam wie es kommen musste, denn es kam anders.

Der 'kleine Hund' war ein Geschenk und erwies sich dann doch als eher pflegeleicht. Am liebsten war er in der Nähe eines Fensters.

Nur das ich mich um den 'kleinen Hund' kümmern musste, dass ist in der Tat eingetreten, wie von mir prognostiziert.

Mittlerweile wohnt der 'kleine Hund' schon seit über 10 Jahren in unserem Haushalt und das wird wohl aller Voraussicht nach noch lange so bleiben, denn der 'kleine Hund' ist ...

... eine Topfpflanze, quasi ein veganer Hund.

Als der Nachwuchs am Ende der Grundschulzeit mit dem Geschenk der Lehrerin nach Hause kam, nahm der Hundewunsch eine ungeahnte Wendung. Ich führte ins Feld, dass eine Pflanze ja ebenso ein Lebewesen ist, das Zuwendung und Pflege benötigt. Damit war die Pflanze eine ideale Zwischenstufe, um zu üben was es bedeutet für ein Lebewesen Verantwortung zu tragen.

Kurzer Hand sagte ich (sinngemäß): "Das ist jetzt dein 'kleiner Hund', deine kleine Verantwortung. Und wenn das gut klappt, bist du deinem Hundewunsch schon ein beachtliches Stück näher gekommen."

Kurz erwähnt sei, dass es dem kleinen Hund an seinem Platz auf der Fensterbank gut zu gehen scheint. Einmal Umtopfen war nötig und sonst braucht der kleine Hund nur einmal pro Woche frisches Wasser und gelegentlich eine kalte Dusche damit sein 'Fell' wieder glänzt.

Die Anschaffung eines Vierbeiners hat noch Zeit.

In unserer Tageszeitung gab es einen Artikel darüber, dass immer noch viele Tiere ausgesetzt werden, offenbar weil sich die angehenden Besitzer vor dem Kauf viel zu wenig überlegen, was das für sie und das Tier bedeutet, wenn das dann doch nicht klappt.

Eine mögliche Alternative zur 'eigenen Pflanze', könnte es ja auch sein, auf ein Tier mal in Urlaubsvertretung aufzupassen und vorher intensiv zu recherchieren, was eine Anschaffung für das eigene Lebensmodell, in finanzieller und zeitlicher Hinsicht, bedeutet.

Ich würde gerne das Gesicht der Lehrerin sehen, wenn sie erführe, dass die Pflanze immer noch grünt.

Etiketten:

Kurz erzählt, Optimalismus